Party: About:Sound. Insider/Outsider

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About:Sound. Insider/Outsider

Club: villaWuller

Upcoming: 5
Date: 23.03.2017 20:00
Address: Schießgraben, Trier, Germany | show on the map »

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Party: About:Sound. Insider/Outsider

Insider/Outsider. Von Mainstream- und „Autoren-Techno“
Hör- und Diskussionsveranstaltung.

An dem Begriff „Outsider House“, den zuerst Ben UFO vor ein paar Jahren scherzhaft benutzte, um den Stil von Anthony Naples und anderen Producern zu beschreiben, kommt exemplarisch die Widersprüchlichkeit der Gegenüberstellung von Mainstream und Underground zum Vorschein. Nur kurze Zeit nachdem eine kleine Gruppe stilistisch verwandter Musiker, die vom gebräuchlichen Sound abwichen, als Außenseiter bezeichnet wurden, nahmen Musikjournalisten die Bezeichnung auf und machten sie zum nächsten großen Ding. Labels wie Lobster Theremin, The Trilogy Tapes und hunderte Nachahmer starteten eine bis heute nicht abreißende Flut von erfolgreichen Releases; Acts wie Palms Trax, der 2014 im Interview erklärte, er habe kein Geld für Bettwäsche und schon gar nicht für eine 909, sind Festival-Headliner und haben auf Youtube Millionen Views. Die einstigen Außenseiter sind in kurzer Zeit zur tonangebenden Strömung der ganzen Szene geworden.

Ihr Vorbild hat diese (Selbst-)Stilisierung als Außenseiter im IDM, der „Intelligent Dance Music“, so benannt nach den „Artificial-Intelligence“-Compilations, die das Label Warp Records ab 1992 herausbrachte. In der Zeit, als sich Techno in Europa zum Sound der Massen entwickelte, Raves immer größer und kommerzieller wurden und Rave-Techno-Tracks aus Belgien und England immer mehr darauf zielten, die Euphorie beim Feiern zu steigern, ohne sich als Kunst allzu ernst zu nehmen, brachte das Sheffielder Label Tracks heraus, die sich zwar der Soundpalette von Techno bedienten, die aber gezielt als der Sound für die Couch vermarktet wurden. Wie der von den Künstlern selbst oft gemiedene Begriff impliziert, befindet sich IDM im Gegensatz zum scheinbar eben nicht intelligenten Techno-Mainstream; die Musiker von Warp, Rephlex und Skam dieser Zeit waren daran interessiert, die Hörer mit „intelligenten“ künstlerischen Statements herauszufordern und gezielt mit den Konventionen von Techno zu brechen, um stattdessen künstlerische Autonomie für die eigenen Tracks zu reklamieren.

In der Geschichte von elektronischer Tanzmusik treten seither regelmäßig wieder Fälle auf, in denen sich der Mainstream kommerzialisiert und Underground-Szenen darauf mit Abspaltung in den „Autoren-Techno“ reagieren. Wie sich zeigt, ist aber der Untergrund nicht grundsätzlich dazu verdammt, ein Schattendasein zu fristen, sondern kann unter den richtigen Bedingungen auch die Stelle des Mainstreams einnehmen. Es ist allerdings auch möglich, dass sich der Mainstream-Sound stabilisiert, ohne je mit dem Untergrund in Kontakt kommen zu müssen, oder dass der Untergrund sich gewollt so inkompatibel zum Massengeschmack gibt, dass er sich selbst den Weg zum Massenerfolg abschneidet. In der Diskussion wollen wir klären, warum dies so ist und welche Rolle in diesem Zusammenhang der individuelle Musikgeschmack, kulturelle Institutionen und gesellschaftliche Kräfteverhältnissen spielen. Letztere üben, zumindest wenn es u.a. nach der Soziologin Sarah Thornton geht, einen erheblichen Einfluss auf individuelle Geschmackspräferenzen aus.

Tobi Hewer und Kozstum werden referieren, diskutieren und beispielhafte Platten spielen. Der Eintritt ist frei.